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Mittwoch, 20. August 2008
Städtisches Museum zeigt bedeutende Fächersammlung aus Gotha
Von spickerei, 14:50

Städtisches Museum zeigt bedeutende Fächersammlung aus Gotha

Braunschweig. Eine Sonderausstellung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha mit dem Titel „Sonnenfächer und Luftwedel“ – Die Fächersammlung Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) ist vom 22. August bis 19. Oktober in der Galerie Städtisches Museum Braunschweig/Sammlung Bönsch, zu sehen. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 21. August, um 19 Uhr.

Das Schlossmuseum der Stiftung Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha besitzt eine der bedeutendsten musealen Fächersammlungen Deutschlands. Bereits im frühen 19. Jahrhundert unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772- reg.1804-1822) angelegt und später noch geringfügig erweitert, umfasst sie annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 17. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika.

Ein großer Teil der Sammlung wurde Herzog August von dem in Gotha geborenen Joseph Meyer (1796-1856) vermittelt. Der spätere Verleger und Begründer des weltberühmten Bibliographischen Instituts war von 1817 bis 1820 in einem Londoner Exportgeschäft tätig.

In dieser Zeit erwarb Meyer neben zahlreichen ostasiatischen Objekten auch Fächer für die Sammlungen seines Gothaer Landesherrn, was durch eine umfangreiche Korrespondenz belegt ist. "Schicken Sie mir doch auch schöne éventails (französische Bezeichnung für Fächer) von der ganz neuesten Mode, ..., indische, japanische, chinesische, aber auch ächt brittische, ..." – schrieb der Herzog im Dezember 1817 an Meyer.

Im darauffolgenden Frühjahr mahnte Herzog August seine Bestellung nochmals an: „Sie werden auch gewiß nicht, mein gefälliger Meyer, die Sonnenfächer und Luftwedel zierlich, prachtvoll in Deutschland noch nie gesehen, schön gemalt und geschmückt, (...) nicht vergeßen haben?“

In der Ausstellung werden etwa 80 Exponate aus der Gothaer Sammlung präsentiert, die die Entwicklung des Fächers vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert eindrucksvoll dokumentieren. Zudem zeigt die Präsentation die Vielfalt der von den Éventaillisten (Fächermachern) verwendeten Materialien wie Elfenbein, Perlmutt oder Schildpatt für die Gestelle und handgeschöpftes Velin-Papier, Seide oder sogenannte „Schwanenhaut", eine speziell präparierte Haut ungeborener Lämmer für die Fächerblätter.

Die Geschichte des Fächers beginnt der Legende nach in Japan, wo er bereits im 7. Jahrhundert – angeregt durch die zusammenfaltbaren Flügel der Fledermaus – erfunden worden war. In China etablierten sich die Fächer während der Song-Dynastie (960-1279). Im Laufe des 17. Jahrhunderts eroberte der Faltfächer ganz Europa. Neben Portugal und Spanien entwickelten sich auch Italien, Frankreich und England zu Zentren der Fächerherstellung.

Im 18. Jahrhundert erlebte die europäische Fächermode ihre Blütezeit. Bevorzugte Motive für die Fächergestaltung waren Chinoiserien, mythologische und galante Szenen. In höfischen wie in bürgerlichen Kreisen bediente man sich der sogenannten Fächersprache, um in „amourösen“ Dingen miteinander zu kommunizieren.

Zu den besonders seltenen Exemplaren der Gothaer Sammlung zählt ein französischer Konversationsfächer aus dem frühen 18. Jahrhundert. Durch einen diskreten Fingerzeig auf eines der auf dem Gestell eingravierten Liebesmottos konnte die Trägerin des Fächers ihrem Gegenüber delikate Botschaften übermitteln. Ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts in England hergestellter Faltfächer diente mittels Lorgnetten, die an den oberen Enden der elfenbeinernen Deckstäbe herausgezogen werden können, als Sehhilfe.

In Frankreich entstanden während der Zeit der Revolution preiswerte, also auch für die breite Masse erschwingliche Fächer, deren Dekore auf aktuelle politische Ereignisse Bezug nahmen und damit zu Zeugnissen der Gesinnung ihrer Trägerinnen wurden.

Den italienischen Fächermachern erschloss sich im ausgehenden 18. Jahrhundert eine regelrechte Marktlücke: Sie dekorierten ihre Fächer mit Ansichten antiker Bauwerke oder hielten auf den Blättern die Ausbrüche der Vulkane Vesuv und Ätna fest. Diese frühe Form der „Souvenir-Fächer“ stieß bei den Italienreisenden aus Nord- und Mitteleuropa auf großen Zuspruch.

Eine Besonderheit stellen auch zwei um 1800 im südchinesischen Kanton entstandene Radfächer dar, die Herzog August 1818 von der russischen Zarin Elisabeth Alexejewna (1779-1828) als Geschenk erhalten hat. Beide zeigen auch das Monogramm der Zarin „EA“.

Ergänzend zu den 60 Fächern werden in der Ausstellung auch kleine Accessoires wie Porzellanschälchen mit Fächerdarstellungen gezeigt wie auch Grafiken und Gemälde, auf denen Fächer eine Rolle spielen. Die Gemälde und ein Teil der Grafiken stammen aus dem Städtischen Museum Braunschweig.

Während der Ausstellung wird der Bestandskatalog der Gothaer Fächer zu einem Preis von 32 Euro verkauft. Geöffnet ist die Ausstellung zu den üblichen Zeiten der Galerie am Steintorwall 15, dienstags bis sonntags, jeweils von 10-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Webseite: Städtisches Museum zeigt bedeutende Fächersammlung aus Gotha

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